Definitiv nicht auf den Mund gefallen
W as für eine Beatboxing Vater-Tochtergespann! Bei 60 Millionen-Klicks, wohlgemerkt ganz ohne süße Katzenbabys, kommt man einfach nicht drum rum: Beatboxing. Abgesehen von ihrer Virtuosität überzeugt das familiäre Battle durch rhythmische Sicherheit, Flexibilität und den puren Spaß an der Sache. Ihr müsst mal dem Dad dabeizusehen, wie er es genießt, wenn sein Töchterlein abgeht wie ein Zäpfchen!
In all meinen Gesangstunden propagiere ich eine präzise Artikulation. Für jede Art von Gesang. Egal ob Oper-, Klassik oder Popgesang. Aber diese Präzesion ist wohl nirgendwo so essentiell wie hier. Jeder, der Beatboxer unterschätzt, sollte einen Blick auf deren Fähigkeiten werfen!
Beatboxing everywhere
M omentan sprießen A-Cappella-Gruppen überall wie Pilze aus dem Boden. Natürlich gab es schon immer viele und auch gute Vokal-Ensembles. Das Repertoire war aber meistens klassisch – im weitesten Sinne. Gruppen, die mehrstimmigen Pop-Gesang anboten, wurden oft von einer instrumental Band begleitet. Man denke an Take Six oder Manhattan Transfer. Natürlich gab es auch seit den 1940ern den Barbershop oder die Comedian Harmonists in den 20er und 30er Jahren. Doch beide waren ausgelegt auf Close-Harmony Effekte.

H eute finden sich im Popbereich immer mehr A-Cappella-Gruppen, die jenseits der Close Harmony arrangieren. Waren es früher vorrangig Männerbesetzungen so finden sich mittlerweile allerorts Vokalgruppen unterschiedlichster Besetzungen. Von gemischt bis zu rein einen Female-Vocal-Group, singen viele nicht mehr ausschließlich klassische Vokalsätze. Durch eine Tendenz aktuelle Popsongs ins Repertoire zu nehmen, haben sich allerdings die Anforderungen an die Sänger geändert. Vielschichtige Rhythmen, Nachahmungen von instrumentalen Klängen, Scratches – Die Fähigkeiten der sogenannte Human Beatboxes sind gefragter denn je. Wie oft dachte ich selbst bei meiner Arbeit mit Ensembles, wie man Beatboxing integrieren könnte.
Durch eine Tendenz aktuelle Popsongs ins Repertoire aufzunehmen, haben sich die Anforderungen an die Sänger geändert. Vielschichtige Rhythmen als Basis, Nachahmungen von instrumentalen Klängen oder Scratches – sogenannte Human Beatboxes sie gefragter denn je.
Mehr als nur Mundfertigkeit
D abei gestaltet es sich gar nicht so einfach, Chor- oder Ensemblesänger als Beatboxer einzusetzen. Die Anforderungen betreffen nicht nur eine ausserordentliche Mundfertigkeit, sondern vor allem auch rhythmische Sicherheit, Vielseitigkeit und Lust am Improvisieren.
B eim Beatboxing oder Beatboxen werden Scratches, Schlagzeug- und andere Perkussionsrhythmen mit dem Mund, der Nase und dem Rachen imitiert. Im Unterschied zu herkömmlichen Gesangstechniken, die sich vordergründig mit dem horizontalen Wohlklang beschäftigen, also stimmhaften Lauten wie den Vokalen, liegt beim Beatboxen der Fokus auf den Klangmöglichkeiten der Konsonanten, also der perkussiven Laute. Durch Gesangs- oder Sprachfragmente, Zungenschnalzen, Pfeifen oder Summen, ebenso durch kontrolliertes Atmen, sogar Schnarchen, Husten und Schlucken, wird eine weite Bandbreite an Klängen erzeugt, die dann miteinander zu rhythmischen Patterns kombiniert werden.
Das Beatboxen verlangt eine präzise Artikulation jedes einzelnen Lautes, Kontrolle beim Anspannen und Bewegen der Zungen-, Wangen-, Kiefer- und Halsmuskulatur sowie ein genaues Timing.
Atmung
E benso gibt es Unterscheide bei der Anwendung der Atmung. Wer zu mir in den Unterricht kommt, kommt oft ziemlich schnell an den Punkt, sich mit seiner Atmung auseinander zusetzten. Der Sänger oder auch Sprecher nutzt den Atemstrom beim Ausatmen, um die Schallwellen zu produzieren und zu transportieren. Der Beatboxer allerdings muss sowohl Laute während des Ausatmen als auch während des Einatmens produzieren. Er stellt unterschiedliche Laute quasi inhalierend her. Sehr gut zu hören, bei der Tochter im Video. Da man durch das in-& out-hale singing nicht durch Atempausen unterbrechen muss, kommt das dem Beat natürlich äußerst zu Gute. Wer will schon Herz-Rhythmus-Störungen mitten im Song? Ausserdem wird dadurch eine größere Bandbreite an imitierenden Klängen generiert. Es gibt sogar solche Begriffe wie inward clan snare oder der inward click rolls.
Lust auf mehr?

W enn man sich auf die Anforderungen einlässt, Ensemble- und Chorsänger mit der Beatbox-Technik vertraut zu machen, wird der ein oder andere Popsong mit Sicherheit mehr an Authentizität gewinnen und das Publikumnoch mehr begeistern. Alle, die sich in das Abenteuer Beatboxing stürzen, werden es ab diesem Moment mit ganz anderen Augen sehen und hören. Eventuell fällt es auch nicht mehr so schwer, es als Teil der menschlichen Kultur zu sehen – einen Teil der Hochkultur. Denn wie will man eine so hoch entwickelte körperliche und mentale Disziplin sonst bezeichnen?
I ch für meinen Teil finde gute Beatboxer unbezahlbar und würde am liebsten Zeit finden, selber ein wenig davon zu lernen … aber aller Anfang ist leicht und die Profession zeitintensiv und es gibt noch so viel anderes zu tun und zu verbessern. Beispielsweise werde ich in meinem nächsten Post näher auf die Grundlagen des Bestboxens eingehen und sie versuchen, für die Arbeit mit Vokal-Ensembles aufzubereiten. Wer also Lust hat ein paar Grundlagen mitzunehmen, sollte nächste Woche den Post zu den Grundlagen von Beatboxing lesen und mit-beatboxen!
Hast Du schon damit schon Erfahrungen gemacht? Welche Methoden findest Du sinnvoll und was hat gar nicht geholfen? Schreibe mir, ich freue mich!
Bis dahin! LET’S GROOVE ON
Alicja