
J eder Auftritt bietet nicht nur etwas für die Ohren, sondern im besten Fall auch etwas fürs Auge. Denn da das Auge bekanntlich mit isst und Liebe immer durch den Magen geht, sollten wir ausschließlich Leckereien auftischen. Denn wir LIEBEN unser Publik, das versteht sich doch von selbst. Diese Philosophie ist natürlich nicht neu und immer mehr Chöre wenden sich an Bühnenprofis, um sich Hilfe bei ihrer Bühnenpräsenz zu holen. So lande auch ich hin und wieder bei ambitionierten und engagierten Chören, denen ich in einem Workshop Bühnenpräsenz im Chor im Bezug auf Präsentation, Haltung und Performance weiterhelfe. Oft werde ich gefragt, wie so ein Workshoptag aussieht. Also habe ich den kommenden Workshop als Anlass genutzt, diesen kleinen Artikel zu verfassen.
Just check it out!
It’s time to shine
S obald ein Chor die Bühne betritt, geht es los. Time to shine. Wir päsentieren nicht nur unsere Musik, sondern auch unsere Lebensart, unsere Philosophie und natürlich auch unser Selbstbild. Was dabei vergessen wird: Wir hinterlassen immer einen Eindruck. Ob er bewusst inszeniert oder eher aus Zufall entsteht, ist dabei zweitrangig. Der Zuschauer genießt das Spektakel, hört die Musik, betrachtet die Bewegungen auf der Bühne und beurteilt schließlich auf ganzheitlicher Ebene. Ob dem Publikum der Abend gefallen hat, hängt also nicht allein von der stimmlichen Qualität ab. Ich beispielsweise beurteile einen gelungen Abend oft daran, ob ich eine schöne Zeit hatte. Ob ich zum Lachen oder Weinen gebracht wurde, ob ich überrascht wurde, vielleicht sogar inspiriert. Am Ende zählt der Gesamteindruck und die Erinnerung, die ich mitnehme. Diese Erinnerung ist das Geschenk des Künstlers an mich.
Die Magie des Schenkens
M eine persönliche Philosophie ist ganz einfach. Ich möchte meinen Schülern und damit auch den Chören etwas schenken. Ich möchte, dass sie ihre Musik, ihren Auftritt sich zu eigen machen, ihnen dabei Werkzeug an die Hand geben, dieses Ziel zu erreichen und ihr Potenzial zu nutzen. Damit sie „Es“ dann beim Auftritt an das Publikum verschenken können und diese Magie entstehen kann.
DER WORKSHOP TAG
Der Workshop Bühnenpräsenz im Chor ist also ein Fest der Freude und der Arbeit. Ich versuche, spielerisch Blockaden abzubauen und Haltungen zu entwickeln. Daher beginnt jeder Workshop mit einem WarmUp und Kennlernspielen.
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Ausgehend von dem Energielevel beschäftigen wir uns dann mit der Bühne als Medium. Es gibt einige grundlegende Regeln, wie man Bühnen nutzt. Das reicht vom einfachen „Staging“, über den 45° Winkel des Blickes bis hin zu einer angemessenen Körperhaltung auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Nicht zuletzt muss natürlich auch die Frage beantwortet werden, wie man überhaupt auf und von der Bühne gelangt – Ein nicht zu unterschätzender Aspekt des Auftritts.
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Als Herzstück arbeiten wir an den Liedern und Haltungen. Wie ist die Kommunikation der Musiker untereinander? Was erzählen wir dem Publikum überhaupt? Was wollen wir transportieren? Das ist im Grunde genommen, die Legitimation des Auftritts! Auch hier versuche ich durch spielerische Ansätze an die vorhandenen inneren Haltung heranzukommen und sie dann für die Bühne aufzubereiten.
Ich erwähnte vorhin ja das Auge. Daher ein wichtiger Punkt: Wie wirken eigentlich unsere Outfits auf der Bühne? Wie oft führen Chöre und Ensembles darüber stundenlange Gespräch. Ich kenne die unterschiedlichsten Positionen und alle haben ihre Berechtigung, aber es gilt: Bühne ist nicht privat und Bühnenoutfits auch nicht. Bühne ist nicht privat – Bühnenoutfits auch nicht. Nicht alles was auf einer Grillfete gut aussieht, macht auch auf der Bühne eine gute Figur. Und eine bella figura wollen wir doch alle machen.
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Zuletzt geht es um die Kommunikation mit dem Publikum. Werden Ansagen gemacht? Wie werden sie gemacht? Wie können Körpersprache, Mimik und Gestik dazu beitragen, den Zuschauer mit in das Geschehen einzubinden? Und was machen all die Leute auf der Bühne, wenn sie gerade nichts zu tun haben? Diese Arbeit ist sehr individuell. Dabei bearbeite ich nicht den Text, sondern „nur“ die Haltung dabei. Bringe ich rüber, was ich rüber bringen möchte?
Hier ist ein möglicher Ablauf eines vier-stündigen Workshops
Selbstverständlich ist das ein sehr schematischer Abriss der künstlerisch-pädagogischen Arbeit. Es gelingt auch nicht in 4 Stunden eine Show zu revolutionieren. Aber mit den richtigen Tools vermittelt der Workshop einen neuen Zugang zu Körperhaltung, zu Präsenz und einem neuen Selbstverständnis des Chores und seinem Bild auf der Bühne.
Gibt es noch Themen, die ihr für wichtig erachtet? Was würde euch bei einem Workshop für Bühnenpräsenz noch interessieren?
Freue mich über eure Nachrichten
Alles Liebe
Alicja